In diesem Artikel stellen wir uns der schwierigen Frage: Sind Buddhismus und Christentum vereinbar? Können die Prinzipien der beiden Religionen ohne Probleme miteinander verbunden werden? Beginnen wir mit der einfachen Antwort:
Buddhismus und Christentum sind auf der Ebene des Glaubens nicht miteinander vereinbar. Das Christentum setzt einen Gott voraus, während der Buddhismus dies nicht tut. Da es aber gemeinsame ethische Grundsätze gibt (wie das Verbot des Töten) ist eine Ko-Existenz möglich.
Warum sind Buddhismus und Christentum nicht vereinbar? Was sind die Unterschiede?
Um diesen Konflikt zu verstehen zeigen wir hier einige Fundamentale Unterschiede der Religionen auf. Auch wenn diese Punkte großes Konfliktpotenzial beinhalten: Die ethischen Grundlagen der Nächstenliebe und des Respektes gelten weiterhin und sind die Grundlage für ein friedliches Zusammensein!
#1 Der Glaube an den einen Gott vs. viele Götter
Für Nicht-Gläubige scheinen beide Religionen das selbe zu sein: Sie töten nicht, machen komische Rituale und machen sowas wie beten. Natürlich ist dies eine sehr oberflächliche Sicht, die schon im Fundament der beiden Religionen bröckelt.
Der größte Unterschied: Die Existenz eines einziges Gottes, der die Welt erschuf.
Je nachdem welchen Buddhisten man fragt, hat der Buddhismus viele Götter oder gar keinen. Es hat auf jeden Fall viele mächtige Wesen und Lehrer, die den Buddhisten zur Erleuchtung führen sollen.
Ein Christ kann sich nur Christ nennen, wenn dieser dem einen Gott folgt. Der Gott des Christentums ist sehr wütend, wenn andere Götter verehrt werden. Die Bibel (die Grundschrift des Christentums) nennt diese anderen Götter “Götzen”;- also nichts weiter als Einbildung und bestenfalls tun sie nichts, im schlechtesten Fall sind es Dämonen. (Böse Wesen)
#2 Grundlage der Ethik
Ein oft unterschätzter Punkt ist die Thematik woher die Ethik eigentlich stammt. Oder anders ausgedrückt: Warum wollen sich Christen und Buddhisten auf eine bestimmte Weise benehmen? Wer (oder was) hat gesagt, dass es gut ist zu anderen nett zu sein? Auf welcher Grundlage basieren die Ideen?
Im Christentum basiert es darauf, dass Gott diese Anweisungen gibt und dies als ideelle Vorgabe für die Gläubigen gibt. Diese sind nicht debattierbar und gelt unverändert. Gott wünscht sich, dass sich die Menschen auf eine gewisse Weise verhalten sollten und es nicht tun. Auf dieser Spannungsebene bewegt sich das Christentum. Christen wollen also das tun, was Gott für die Menschen vorgesehen hat.
Der Buddhismus dagegen ist ein Lehre, die Buddha in einer Erleuchtung erhalten hat. Dies ist eher als Idee zu verstehen, die er “plötzlich” hatte, um das Universum und Leben in Gänze zu erklären. Speziell ist es nicht eine Offenbarung von Gott (oder sonst einem göttlichen Wesen), sondern eine sehr gute Idee dem Leiden der Welt zu entfliehen. Daher kann diese Lehre auch nach belieben geändert werden.
So ist es kein Problem Dinge anders zu sehen, anders als im Christentum.
#3 Ziel des Lebens
Beide Religionen haben eine Idee was nach dem Tod passiert. Bei beiden Religionen ist es das Ziel, persönliches Leid zu ändern. Das war es aber auch schon. Wer in die Details guckt, wird auch da große Unterschiede feststellen.
Das Ziel des Lebens eines Christen ist es Gott zu dienen. Das geschieht durch Ausübung der Nächstenliebe, der Verbreitung des Evangeliums und durch Gebete. (Stark vereinfacht zusammengefasst) Die “Belohnung” ist es nach dem irdischen Tod wieder aufzuerstehen, um dann im neuen Königreichs Gottes zu Leben.
Der Buddhist möchte sterben. Er sieht dieses Lebens als einzige Qual und möchte in einen geistigen Zustand kommen, damit er nicht wieder Neu-Geboren wird. Im Buddhismus wird man Wiedergeboren, wenn man diesen Zustand nicht erreicht hat und im Nirvana ist. Dies kann er durch das einhalten verschiedener Prinzipien und Meditation erreichen.
Auch wenn es für Außenstehende gleich aussieht, so sind die Motive andere. Da wird klar, dass der Kern der Religion wichtig ist.
#4 Schriften und Lehrautorität
Christen gehen davon aus, dass ihre zentralen Schriften, die in der Bibel gesammelt sind, von Gott inspiriert sind und als Fundament des Glaubens gelten. Zwar gibt es zwischen Katholiken und Evangelen große Unterschiede in der exakten Bedeutung der Bibel, aber wenn es um Streitigkeiten ist die Bibel die ultimative Autorität (da sie ja von Gott kommt)
Bei den Buddhisten gibt es diese irdische Absolutheit nicht. Es ist kein Problem, dass bestimmte Schriften überholt werden, wenn jemand eine neue Erkenntnis hat und diese belegen kann – auch wenn es Elementen Buddhas nicht ganz entspricht. Oder wie es die Wikipedia ausdrückt:
In seiner ursprünglichen Form, die aus der vorliegenden ältesten Überlieferung nur eingeschränkt rekonstruierbar ist, und durch seine vielfältige Fortentwicklung ähnelt der Buddhismus teils einer in der Praxis angewandten Denktradition oder Philosophie.
https://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus
Sind Buddhismus und Christentum vereinbar?
ich hoffe, dass die Argumente oben eines klar machen: Christentum und Buddhismus haben im Kern keine Gemeinsamkeiten bezüglich Religion. Die ethische Auffassung warum wie was gemacht wird hat einen anderen Hintergrund. Dennoch ist es keinen Grund den anderen zu bekämpfen: Beide bauen auf ein friedlichen Zusammenleben mit anderen Menschen.
Da dies eine christliche Seite ist, sei noch gesagt: Eine freundliche Kommunikation und eine Begegnung auf der Ebene der Nächstenliebe kann die Kommunikation in die Richtung “Existenz Gottes” schieben. Damit wäre die Grundlage für das Christentum gelegt.
Kann ein Christ Buddhist sein?
Trotz der beschriebenen großen Unterschiede gibt es immer noch Menschen, die glauben, dass ein Mensch Buddhist und Christ gleichzeitig sein kann. Dies ist ganz klar zu verneinen. Es ist nicht möglich, dass ein Christ auch ein Buddhist sein kann!
Als Christ glaubt man an die Existenz eines allmächtigen Gottes, der die Welt erschaffen hat und daran, dass dieser irgendwann wieder kommen wird, um eine neue Welt zu erschaffen. Buddhisten hingegeben ist dieses Konzept völlig unbekannt und nicht in ihrem Weltbild.
Oft werden in diesem Fall bestimmte Elemente der Religionen (die von der entsprechenden Person nicht wirklich verstanden werden) herausgepickt und eine eigene Religion gegründet, die weder Fisch noch Fleisch ist. Auch wenn der Buddhismus das Christentum irgendwie toleriert, so ist das Christentum doch Recht exklusiv und erfordert eine exakte Weltanschauung! Wer versucht diese beiden Religionen zu vermischen, der ist weder Christ noch Buddhist.
Eins noch: Nur weil jemand buddhistische Übungen (aka Yoga) macht ist man kein Buddhist. Als “richtiger” Christ jedoch sollte man auch da stark aufpassen!