In diesem Artikel möchte ich klären, ob eine Depression eine Sünde ist oder nicht. Müssen sich depressive Menschen Sorge mit ihrer Beziehung zu Gott machen oder nicht? Die Frage ist unterm Strich einfacher zu beantworten, als es erst den Eindruck macht.
Depression an sich ist keine Sünde und betroffene sind (vermutlich) nicht in Gefahr ihren Platz im Himmel zu verlieren (sollten sie Christ sein). Der Kern der Frage ist ja: Wie muss man die Depression einschätzen?
Depression = erzwungene Sünde?
Christen können Depression kriegen. Soweit wir heute wissen handelt es sich bei Depressionen um eine Krankheit, dessen Auslöser nicht genau bekannt ist. Betroffene können nicht wirklich kontrollieren, ob sie von dieser Krankheit betroffen sind oder nicht.
Und ja: Eine Krankheit bedeutet, dass es ein andauernder Zustand ist! Eine “depressive Verstimmung” ist nicht zwingend eine Depression, Leider ist die Einstellung der allermeisten Menschen falsch darüber, aber dies soll nicht das Thema dieses Artikels sein.
Eine Krankheit an sich ist keine Sünde. Ein gebrochenes Bein an sich ist ja auch keine Sünde. Genauso wie ein Schnupfen.
Es gibt Christen, die behaupten, dass eine Krankheit zwingend eine Folge davon ist, dass man gesündigt hat und nur seine Sünde in Ordnung bringen muss, damit dieser von dieser Krankheit loskommen. Quasi eine Krankheit als sofortige Strafe gegen Fehlverhalten.
Das ist absoluter Blödsinn. Dieses Konzept ist absolut kein biblisches Prinzip. Das klingt nach dem Karma-Prinzip (und hier steht im Detail warum das Prinzip nicht stimmt). Es obliegt Gott, und Gott alleine, Krankheiten zuzulassen oder bestimmten Menschen Krankheiten zu geben.
Warum Gott bestimmten Menschen irgendwas gibt oder nimmt, ist eine Sache von Gott alleine. Er bestimmt. Er verteidigt sich auch nicht für seine Entscheidungen. Bei Hiob sehen wir, dass er als Erklärung maximal sowas angibt wie “ich bin Gott”.
Warum Depression keine Sünde ist
Der Hauptgrund, warum Depression keine Sünde ist, ist der folgende: Der Mensch ist selbst schuld und muss die Sünde selbst begehen. Gott selbst kann keine Sünde bestehen (das ist eine sehr wichtige Eigenschaft von Gott!)
Der Mensch ist für die Sünde selbst verantwortlich. Ja, der Mensch sündigt und es gibt keinen, der nicht sündigt. (Laut Römerbrief) Aber es ist kein Automatismus, sondern unsere sündige Natur ist die Quelle des falschen Verhaltens oder Denkens.
Wir haben also zwei verschiedene Konzepte, die gegeneinander prallen und nicht zusammenlegbar sind: Auf der einen Seite wird die Krankheit von Gott, ohne irgendwelche (bekannten) Bedingungen gegeben, auf der anderen Seite die natürlich-sündhaften Eigenschaften der Menschen, die sich selbst in die Sünde treiben.
Das heißt also: Entweder ist etwas von Gott gegeben oder der Mensch hat selber Schuld etwas zu bekommen. Entweder oder. Nicht beides. Es ist nicht “Der Mensch hat selber Schuld, daher gibt Gott ihm eine Krankheit”. Nein. Jedenfalls nicht bei Krankheiten.
Bei Gebeten kann das sein – auch wenn ich bezweifle, dass Gott dir eine Krankheit gibt, wenn du darum bittest.
Fazit
Die Frage nach Depression und Sünde scheint eine komplizierte Frage zu sein. Machen wir es doch mal kurz und einfach: Die Depression ist keine Sünde an sich und wird von Gott gegeben. Da Gott die Krankheit gibt (aus welchem Grund auch immer), kann die Depression an sich keine Sünde sein. (Sonst würde Gott sündigen!)