Alltagsfragen zum Glauben

Dürfen Christen Haare färben? Kommt auf die Gründe an…

Ob Christen sich die Haare färben dürfen, ist nicht mit einem einfachen Ja oder einem einfachen Nein zu beantworten. Das liegt nicht daran, dass die Bibel in der Thematik unklar ist – das liegt daran, dass die Bibel Hintergründe für Taten beleuchtet.

Christen dürfen generell Haare färben. Dabei sollten sie allerdings ihr persönliches Motiv überprüfen, warum sie es tun: Tun sie es aus Eitelkeit, aus Anerkennung oder zur Liebe Gottes?

Dürfen Christen Haare färben – was sagt die Bibel?

Wenn man sich mit der Thematik des Haarefärbens für Christen beschäftigt, stößt man sehr bald auf Bibelverse, die scheinbar darauf anzuwenden ist. Wer dies allerdings als starre Gesetze sieht, der hat vielleicht noch nicht ganz verstanden worum es eigentlich in der Bibel geht.

In der Bibel geht es stets um moralische Fragen;- also darum, wie sich der Mensch warum verhält. Die (angeblichen) Vorschriften für Christen sind daher ein Spiegel, an dem man sein eigenes Verhalten messen soll. Sicherlich muss man da zwischen dem alten und dem neuen Testament unterscheiden und diese jeweils anders betrachten – doch ich möchte diesen Artikel eher praktischer Natur behalten.

Gucken wir uns doch mal einer der üblichen Verse in der Bibel an:

Ebenso sollen die Frauen unauffällig und schlicht gekleidet zum Gottesdienst kommen. Sie sollen sich weder durch ausgefallene Frisuren noch durch kostbaren Schmuck oder irgendwelche Modetorheiten hervortun. Der wahre Schmuck der Frauen ist es, Gutes zu tun. Damit beweisen sie, dass sie Gott lieben und ehren.

1.Timotheus 2,9-10

Hier kann man einige Dinge herauslesen, wie sich eine Frau in der Gemeinde zu kleiden hat. Die eine Argumentation könnten nun sein zu sagen, dass Frauen in der Gemeinde die Haare nicht färben dürfen;- aber außerhalb existiert kein Gebot bzw. Verbot dafür. Andere Wiederum lesen daraus, dass die gesamte Aufmachung einer Frau einer bestimmten Weise untergeordnet sein solle.

Doch das erklärt das “was” und nicht das “wieso”.

Um dies besser zu verstehen, sollten wir uns den Grund des Timotheus-Briefes genau angucken: Wenn man sich den Brief durchliest, bekommt man den Eindruck einer Gemeinde, die sich leicht im Chaos verliert und das wichtigste aus den Augen verliert. Menschen (in dem zitierten Abschnitt Frauen) nutzen die Versammlung, um gegenseitig anzugeben und sich herauszuputzen.

Sie wollen gesehen werden und sich selbst in den Mittelpunkt stellen. Scheinbar war das gerade bei den Frauen der Fall, die ihre neue Freiheit in Christus für ihre eigene Anerkennung missbrauchten – in dem sie teure Klamotten anzogen oder speziell für diesen Zweck aufwändige Haarfrisuren oder teure Spangen ins Haar steckten.

Dies lenkte sicherlich nicht nur die Männer von den wichtigsten ab, dass das Zentrum der Gemeinde sein sollte: Jesus Christus und der Verbreitung des Reiches Gottes auf der Erde. Daher sollte sich bei der Frage der Haare folgende persönliche Fragen gestellt werden:

Wann dürfen Christen Haare färben, falls es erlaubt ist?

Gibt es demnach bestimmte Rituale, die ein Christ beim färben der Haare beachten muss? Ist es generell verboten?

Nein. Doch die Frage ist: Warum will sich der Christ die Haare färben?

Möchte dieser sich die Haare färben, weil er damit zu einer bestimmten Gruppe dazu gehören kann? Möchte dieser sich die Haare färben, damit diese auffallen? Möchte er oder sie damit die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich ziehen? Möchte dieser Christ ein gewisses Statement abgegeben? Ist es schlicht Eitelkeit?

Dies sind Fragen, die ein Christ für sich beantworten muss, um die Antwort zu finden. Ein klares Ja oder Nein zu geben geht wieder in eine stark gesetzliche Richtung, die oft weit weg ist von der Nächstenliebe und es eher fördert, dass Menschen Gott nicht mehr vertrauen, als dass sie entdecken, dass seine Vorstellungen gut sind.

Am Ende ist es entscheidend, ob man mit seiner Überlegung leben kann – und viel wichtiger: Ob man mit seiner Entscheidung andere vom Glauben abbringt. Denn jemanden mit seinen Taten vom Glauben an Jesus abbringen, weil dieser glaubt, aber trotzdem einige Gesetze halten möchte, ist eine größere Sünde, als sich selbst die Freiheit zu nehmen, etwas zu tun.

Beispiele aus der Kirchengeschichte zum Thema Haare färben

In der Kirchengeschichte gibt es keine einheitliche Position zur Frage des Haarefärbens, und die Ansichten dazu können von Zeitperiode zu Zeitperiode sowie von Kirchenväter zu Kirchenväter variieren. Hier sind einige Beispiele:

  • Augustinus von Hippo (354-430 n. Chr.): Augustinus, einer der einflussreichsten Kirchenväter, betonte in seinen Schriften die Bedeutung der Askese und der Abkehr von weltlichen Vergnügungen. Er könnte das Haarefärben als eine Form von Eitelkeit und Selbstliebe betrachtet haben.
  • Thomas von Aquin (1225-1274): Thomas von Aquin, ein führender Theologe des Mittelalters, betonte die Tugend der Mäßigung und lehnte übermäßigen Luxus ab. Das Haarefärben könnte für ihn als Ausdruck von Eitelkeit und übermäßigem Luxus angesehen worden sein.
  • Reformationszeit: Während der Reformation im 16. Jahrhundert gab es unterschiedliche Ansichten zur äußeren Erscheinung. Einige reformatorische Bewegungen, wie die Puritaner, betonten die Einfachheit und lehnten jegliche Form von Schmuck und modischen Veränderungen, einschließlich des Haarefärbens, ab. Andere reformatorische Gruppen, wie die Lutheraner, hatten möglicherweise eine pragmatischere Haltung dazu.
  • Mittelalterliche Mönche: In mittelalterlichen Klöstern wurden Askese und Einfachheit oft hoch geschätzt. Mönche, die ein Leben der Entsagung führten, könnten das Haarefärben als weltliche Eitelkeit betrachtet und vermieden haben.
  • Reformation und Gegenreformation: Während der Reformation und der Gegenreformation im 16. Jahrhundert gab es innerhalb der verschiedenen Konfessionen unterschiedliche Ansichten zur äußeren Erscheinung. Einige protestantische Gruppen, wie die Puritaner, lehnten jeden Luxus und jede Form von Eitelkeit ab, während die katholische Kirche die äußere Darstellung oft als weniger wichtig ansah.
  • Methodismus im 18. Jahrhundert: John Wesley, der Gründer des Methodismus, betonte die Bedeutung der Mäßigung und des Verzichts auf übermäßigen Luxus. In dieser Tradition könnten einige Methodisten das Haarefärben als eine unnötige Praxis angesehen haben.
  • Moderne Evangelikale: Einige evangelikale Christen könnten betonen, dass die inneren Tugenden und der Glaube wichtiger sind als die äußere Erscheinung. Sie könnten argumentieren, dass das Haarefärben nicht im Einklang mit diesen Prioritäten steht, aber es nicht notwendigerweise als Sünde betrachten.
  • Moderne liberale Theologie: In liberalen theologischen Strömungen könnten Christen betonen, dass die Bibel in vielen Fragen symbolisch oder metaphorisch interpretiert werden kann. In dieser Perspektive könnten sie das Haarefärben als eine persönliche Entscheidung ansehen, die nicht im Widerspruch zu den Kernbotschaften des Glaubens steht.

Es gibt keine prominenten Kirchenlehrer oder Theologen in der Geschichte des Christentums, die sich speziell und ausführlich zum Thema Haare färben geäußert haben. Das Haare färben war in der theologischen Tradition keine derart bedeutende oder kontroverse Frage, dass sie von bedeutenden Theologen ausführlich behandelt wurde. Die theologischen Schriften und Lehren der Kirchenväter und bedeutenden Theologen konzentrieren sich in der Regel auf grundlegendere theologische Fragen und ethische Prinzipien.

Position der katholischen Kirche zum färben der Haare


Die katholische Kirche hat keine spezifische Lehre oder offizielle Position zum Haarefärben. Die Praxis des Haarefärbens wird in der katholischen Theologie und Moraltheologie normalerweise als eine Angelegenheit betrachtet, die im Bereich der persönlichen Entscheidung und der individuellen Gewissensbildung liegt.

Die katholische Lehre betont jedoch allgemeine ethische Prinzipien, die bei solchen Entscheidungen berücksichtigt werden sollten. Dazu gehören die Prinzipien der Bescheidenheit, Mäßigung und Einfachheit. Christen, einschließlich katholischer Gläubiger, werden ermutigt, ein Leben zu führen, das sich auf spirituelle Werte und das Streben nach Heiligkeit konzentriert, wobei äußere Erscheinungen nicht im Vordergrund stehen sollten.

In der katholischen Ethik wird betont, dass äußere Handlungen und Entscheidungen im Einklang mit dem Gewissen und den moralischen Grundsätzen getroffen werden sollten. Daher könnte die katholische Kirche darauf hinweisen, dass das Haarefärben an sich nicht sündhaft ist, solange es nicht in einem übermäßigen oder unangemessenen Maß betrieben wird und nicht im Widerspruch zu den allgemeinen ethischen Prinzipien steht.

Es ist wichtig zu beachten, dass innerhalb der katholischen Kirche Meinungen zu solchen Fragen variieren können, und die persönliche Überzeugung und das Gewissen spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung. Gläubige Katholiken könnten auch Ratschläge von ihren Priestern oder Seelsorgern einholen, um in solchen Angelegenheiten eine Gewissensentscheidung zu treffen.

Position der evangelischen Kirche zum Haare färben

Ähnlich wie die katholische Kirche hat auch die evangelische Kirche keine spezifische Lehre oder offizielle Position zum Haarefärben. Die evangelische Theologie und Ethik betonen in der Regel die Bedeutung der individuellen Gewissensbildung und der persönlichen Verantwortung vor Gott.

Evangelische Christen werden ermutigt, ihr Leben auf den Lehren der Bibel und auf dem Gebot der Liebe zu Gott und zum Nächsten aufzubauen. Äußere Erscheinungen, einschließlich des Haarefärbens, werden normalerweise nicht als zentrale Angelegenheiten betrachtet, die den Glauben und die ethische Integrität beeinflussen.

In evangelischen Gemeinden wird oft betont, dass die Herzenshaltung und der Charakter eines Gläubigen wichtiger sind als äußere Erscheinungen. Das Haarefärben wird in der Regel als persönliche Entscheidung betrachtet, die im Einklang mit den ethischen Prinzipien der Mäßigung und Bescheidenheit getroffen werden sollte.

Die Meinungen zu diesem Thema können jedoch von Gemeinde zu Gemeinde und von individuellem Gläubigen zu Gläubigen variieren. Einige evangelische Christen könnten das Haarefärben als unproblematisch ansehen, während andere möglicherweise aus persönlichen Überlegungen oder Gemeindetraditionen eine konservativere Haltung einnehmen könnten.

Wie in vielen ethischen Fragen betont die evangelische Theologie die Bedeutung des Gewissens und der individuellen Verantwortung, wenn es um persönliche Entscheidungen geht. Gläubige können in solchen Fragen auch Ratschläge von ihren Pastoren oder geistlichen Führern einholen, um zu einer fundierten Gewissensentscheidung zu gelangen.

Stellung der Freikirchen zu dem Thema

Es ist wichtig zu beachten, dass ich keine spezifischen Informationen über die Haltungen oder Positionen bestimmter Freikirchen zum Thema Haarefärben habe, da solche Informationen normalerweise nicht öffentlich verfügbar sind oder nicht in theologischen Lehrdokumenten oder Erklärungen enthalten sind. Die Haltung einer Freikirche zum Haarefärben könnte von Gemeinde zu Gemeinde und von individuellen Überzeugungen innerhalb der Gemeinden variieren.

Um die spezifische Position einer bestimmten Freikirche oder Gemeinde zu diesem Thema zu erfahren, empfehle ich Ihnen, sich direkt an die Gemeindeleitung oder die geistlichen Führer der betreffenden Gemeinde zu wenden. Die Haltung einer Freikirche kann stark von der jeweiligen Gemeinde und den individuellen Überzeugungen ihrer Mitglieder abhängen, daher ist es am besten, direkt bei der betreffenden Gemeinde nachzufragen.

Fazit: Dürfen Christen nun Haare färben, oder nicht?

Wer unbedingt nach dem wortlaut der Bibel gehen möchte, dem sei angeraten nicht die Haare zu färben. Ansonsten gibt es kein Verbot, dass es einem Christen verbietet die Haare zu färben. In der Praxis sollte das eigene Gewissen und die Weisheit entscheiden, ob der einzelne Christ die Haare färben darf oder nicht.

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...